Die Chronik des TuS Sörgenloch

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Die Abteilung Turnen:

 

Dass die Sportart Turnen ab den siebziger Jahren in Sörgenloch eine besondere Rolle spielen sollte, konnte man bei der Vereinsgründung im Jahr 1953 zwar noch nicht erahnen. Dass die Vereinsverantwortlichen allerdings auf eine solch positive Entwicklung hofften, dafür spricht zumindest der Name, den man dem Sörgenlocher Sportverein verliehen hatte: „Turn- und Sportverein“.

Entsprechend motiviert ließ man bereits vorhandene, ältere Turngeräte instand setzen und organisierte mit Herrn Pauly einen Übungsleiter aus Mainz, der schon bald im Festsaal des Vereinslokals „Münzenberger“ mit den Sörgenlocher Mädchen und Buben erste Turnstunden abhielt. Es sollte nicht all zu lange dauern, bis sich diese Gruppe erstmals der Öffentlichkeit präsentieren durfte. Am 20. Juni 1954 nahmen dreißig Sörgenlocher Kinder am Kreiskinderturnfest in Marienborn teil und sorgten mit gelungenen Übungen für einen der ersten sportlichen Erfolge des noch jungen Vereins. Welch hoher Stellenwert diese Veranstaltung nicht nur für den TuS Sörgenloch, sondern für die ganze Gemeinde besaß, wurde deutlich, als die zurückkehrenden Kinder am Ortseingang von zahlreichen Bürgern empfangen und unter der Begleitung des Katholischen Kirchenmusikvereins zum „Freien Platz“ geleitet wurden. Dort würdigte der Schriftführer des Vereins, Philipp Reichardt, die stolzen Leistungen mit einer kurzen Ansprache und überreichte jedem Teilnehmer eine Urkunde.

Leider aber sollte dieses denkwürdige Ereignis für längere Zeit der einzige Erfolg der Sparte Turnen bleiben, denn bereits 1955 musste die Turngruppe aufgelöst werden. Die bescheidenen finanziellen Mittel des Vereins machten eine weitere Verpflichtung des Mainzer Übungsleiters unmöglich.

 

Der Turnsport verfiel nun in einen mehrjährigen, unfreiwilligen Dornröschenschlaf, aus dem er erst im Juni 1968 wieder erwachen sollte. Ein Jahr nach Gründung einer Gymnastikabteilung im April 1967 wuchs nun auch allmählich wieder das Interesse für eine turnerische Betätigung der Sörgenlocher Mädchen. Der gröbsten Geldnöte entledigt, wagte der Vorstand des TuS Sörgenloch zum zweiten Mal den Versuch, eine Turnabteilung ins Leben zu rufen und sollte somit eines der erfolgreichsten Kapitel der Vereinsgeschichte aufschlagen. Unter der fachmännischen Anleitung von Gerdi Wellen nahmen im Sommer 1968 Mädchen ab zwölf Jahren in der Turnhalle der Sörgenlocher Schule das Training an den verschiedenen Turngeräten auf. Trotz der nicht optimalen räumlichen Verhältnisse zahlte sich das fleißige Üben der Kinder schnell aus, so dass bereits nach kurzer Zeit mit dem Aufbau einer Leistungsriege begonnen werden konnte. Wie groß mittlerweile die Anziehungskraft des Turnsports in Sörgenloch geworden war, beweist die schon sehr bald erfolgte Gründung einer zweiten Turngruppe für Mädchen von sechs bis zwölf Jahren. 1970 konnte beim Gauturnfest in Undenheim das erworbene Können erstmals bei einem offiziellen Wettbewerb zur Schau gestellt werden. 

Am 2. Januar 1971 übernahm Klara Hartmann die Leitung der Abteilung. Diese Personalentscheidung kann getrost als die zentrale Weichenstellung für eine außerordentlich erfolgreiche Entwicklung des Turnsportes in Sörgenloch angesehen werden. Fast drei Jahrzehnte sollte Klara Hartmann die Geschicke der Turnabteilung leiten und dabei eine wahre Flut erstklassiger Resultate erzielen, die sowohl für den Verein als auch die Gemeinde eine hervorragende Werbung darstellten.

 

Freilich stellten sich die Erfolge nicht von heute auf morgen ein, sondern bedurften einer Menge harter Arbeit und auch einiger organisatorischer Weiterentwicklungen der Abteilung. Nach dem Ausscheiden von Gerdi Wellen als Übungsleiterin absolvierten drei talentierte Mädchen in Bürstadt einen Vorturnlehrgang, so dass das Turnangebot für Sörgenlocher Kinder 1972 auf bereits fünf Gruppen verschiedener Alters- und Leistungsstufen ausgedehnt werden konnte. 1972/73 durfte zum ersten Mal eine Riege des TuS Sörgenloch an den Rundenkämpfen des Turngaus Mainz teilnehmen und wusste sich gegen die starken Stadtvereine bereits hervorragend zu behaupten. Das oberste Treppchen des Siegerpodestes konnte erstmals 1973 erklommen werden, als Gudrun Mann und Heike Lieb bei einem Landeskinderturnfest nicht zu schlagen waren.

Immer öfter trugen sich nun Sörgenlocher Mädchen in die Siegerlisten der verschiedenen Wettkämpfe auf Gau- und Landesebene ein. Einen ersten Höhepunkt stellte hierbei 1975 das Rheinhessische Landesturnfest in Bretzenheim dar. Vor allem der Wettkampf der Unterstufe sollte zu einer eindrucksvollen Demonstration der bereits beachtlichen Leistungsfähigkeit der Turnerinnen des TuS Sörgenloch werden. In einem riesigen Feld von über einhundertfünfzig Teilnehmerinnen ließ man der Konkurrenz keine Chance und belegte die ersten sechs Plätze, wobei Carmen Schlager den Siegerpokal in Empfang nehmen durfte. Als i-Tüpfelchen gelang Heidi Berz zudem noch der Sieg im Wettkampf der Oberklasse.

Für ein weiteres Ausrufezeichen sorgte die Abteilung im selben Jahr im Rahmen der Gau-Kunstturnmeisterschaften. Damals umfasste der Turngau Mainz insgesamt 44 Vereine, allerdings konnten sich nur neun Mannschaften für diesen Wettbewerb qualifizieren, wozu auch der TuS Sörgenloch gehörte. War allein diese Tatsache bereits als großer Erfolg zu werten, erreichte Carmen Schlager darüber hinaus einen hervorragenden dritten Platz, der ihr als erste Turnerin des Vereins die Fahrkarte zu den Rheinhessischen Landesmeisterschaften einbrachte. Auch hier präsentierte sie sich in guter Verfassung und belegte unter zweiundsechzig Teilnehmerinnen wiederum einen exzellenten dritten Platz.

Diese tollen Resultate blieben natürlich auch der Öffentlichkeit nicht verborgen. Dabei erkannte man sehr schnell, dass Turnen nicht nur als Wettkampfsport interessant ist, sondern auch einen hohen Unterhaltungswert besitzt. Dies machten sich Gemeinde und Ortsvereine gerne zu Nutzen und bauten immer wieder Schauvorführungen der Turnküken und Leistungsriege in das Programm von Dorfgemeinschaftsabenden und Jubiläumsfeiern ein. Den ersten Auftritt dieser Art durfte das Sörgenlocher Publikum im August 1975 bestaunen, als anlässlich der Einweihung des Sportheims ein attraktiver Ausschnitt der verschiedenen Übungsteile präsentiert wurde.

 

Aber nicht nur Mädchen fanden Gelegenheit, in der Turnabteilung des Vereins aktiv zu werden. Auch Jungen waren herzlich willkommen und versuchten sich in leichtathletischen Disziplinen. Bei einigen Leichtathletik-Dreikämpfen im Rahmen der Turnwettbewerbe wussten die Buben durchaus gute Resultate zu erzielen. Anfang der achtziger Jahre allerdings fanden die Übungen im Laufen, Werfen und Springen bereits ihr frühzeitiges Ende. Zu stark war mittlerweile die Anziehungskraft der populären Sportarten Tischtennis und Fußball geworden, so dass das Interesse an der Leichtathletik in Sörgenloch deutlich im Schwinden war.

 

Dass es sich bei den beachtlichen Erfolgen der Turnabteilung in den Anfangsjahren keineswegs nur um Eintagsfliegen handelte, dafür sorgte in erster Linie eine fachgerechte und kontinuierliche Ausbildung der Mädchen, wobei die talentiertesten Turnerinnen in der Leistungsriege eine zusätzliche, spezielle Förderung erfuhren. Die Früchte dieser Arbeit konnten in Form toller Resultate bei den verschiedensten Wettkämpfen auch in den achtziger und neunziger Jahren geerntet werden.

Die folgende Auflistung erwähnt nur einige Highlights und erhebt keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit: 1981 nahmen Ina Breivogel und Marion Hollmann an den Rheinhessischen Mannschaftsmeisterschaften in Sprendlingen teil und wurden zusammen mit zwei Nieder-Olmer Turnerinnen Vizemeister; 1982 gewann die Mannschaft des TuS Sörgenloch das Verbandsgemeinde-Pokalturnen in Zornheim; 1988 qualifizierten sich vierzehn Mädchen für die Landes-Kunstturnmeisterschaften in Monsheim und stellten damit das größte Team aller teilnehmenden Vereine; 1994 qualifizierten sich Martina Meinhard und Kristina Streit für die Rheinland Pfalz-Meisterschaften in Worms und belegten den zweiten und fünften Platz; in den Jahren 1996 bis 1998 nahm Madeleine Gereke dreimal in Folge an den Rheinland Pfalz-Meisterschaften teil und erturnte sich einen vierten, fünften und siebten Rang.

Ein Ereignis verdient jedoch eine besondere Erwähnung, handelt es sich doch um den wohl größten Erfolg der Turnabteilung des Vereins, der alle bisher genannten Resultate noch ein Stückchen übertrifft. 1980 trumpften Ina Breivogel und Marion Hollmann bei den Rheinland Pfalz-Meisterschaften groß auf und qualifizierten sich als erste und bisher einzigste Sportler des TuS Sörgenloch für eine Deutsche Meisterschaft. Im September 1980 reisten unsere beiden Turn-Asse nach Dillingen, wo sie unter mehreren hundert Teilnehmerinnen einen tollen zweiundfünfzigsten bzw. zweiundsechzigsten Platz erkämpften.    

 

Die glanzvolle Epoche des Sörgenlocher Wettkampfturnens fand 1998 ihr vorläufiges Ende. In diesem Jahr beendete Klara Hartmann ihre langjährige Tätigkeit als Abteilungsleiterin und Übungsleiterin, was zur Folge hatte, dass von nun an der Verein auf die gewohnten Erfolgsmeldungen über Gau- und Landeswettkämpfe verzichten musste.

Darüber hinaus fand eine weitere Veranstaltung keine Fortsetzung mehr, die sich längst als fester Bestandteil des Programmkalenders der Abteilung etabliert hatte: die Vereinsmeisterschaften. Seit 1979 maßen sich jeweils am Jahresende die Mädchen an den verschiedenen Geräten, um die beste Turnerin des TuS ausfindig zu machen. Stolz durften die Gewinner den Wanderpokal in Empfang nehmen, wobei sich Tanja Metz und Tanja Schilling mit jeweils vier Titeln am häufigsten in die Siegerliste eintragen konnten.

Wie wertvoll das ehrenamtliche Engagement von Frau Hartmann für ihre Sportart und nicht zuletzt auch für den TuS Sörgenloch war, wurde nachträglich noch einmal zwei Jahre später sehr deutlich vor Augen geführt, als im Frühjahr 2000 der Versuch scheiterte, eine neue Leistungsriege aufzubauen. Zu hoch waren die Ansprüche des neuen Übungsleiters aus Mainz an die teilnehmenden Mädchen. Zudem hätten die enormen finanziellen Belastungen den Verein dauerhaft in arge Bedrängnis gebracht.

 

Das Ende des Wettkampfturnens bedeutete aber bei weitem nicht das Aus für die Turnabteilung des TuS Sörgenloch. Weiterhin Bestand hatte natürlich die Gruppe des allgemeinen Kinderturnens, in der mehr die Förderung motorischer Fähigkeiten als ein leistungsorientiertes Turnen im Vordergrund stand (und auch heute noch steht).

Bereits 1989 hatte man das Mutter-Kind-Turnen ins Leben gerufen. Hier unternehmen die jüngsten Mitglieder des Vereins ihre im wahrsten Sinne des Wortes ersten sportlichen Steh- und Gehversuche.

1998 erfolgte dann die Gründung der Gruppe „Spiel-Sport-Spaß“, die ihrem Namen alle Ehre macht. Mit Hilfe phantasievoller Spiel- und Sportangebote wird dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder Rechnung getragen. So kann sich die Sporthalle sehr schnell einmal in ein „Spinnennetz“ oder eine „Dschungellandschaft“ verwandeln.

Als letzte Errungenschaft der Abteilung eröffnete man im Jahr 2000 einen Kurs, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Sörgenlocher Mädchen Grundkenntnisse im Geräteturnen zu vermitteln.

Auch in der Gegenwart finden diese vier Gruppen einen guten Zuspruch unter den Sörgenlocher Kindern, so dass die Turnabteilung des TuS Sörgenloch nach wie vor als sehr vital und aktiv bezeichnet werden kann. Wer weiß, vielleicht nehmen irgendwann in Zukunft auch wieder Turnerinnen des Vereins an Wettkämpfen teil. Die ausgebaute Sporthalle bietet zumindest schon einmal die erforderlichen räumlichen Voraussetzungen für eine neue Leistungsriege...

 

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